Fachtagung Systemische Biografiearbeit

Biografischer Marktplatz

Sonntag, 16. Februar 2025, 10:00 – 13:15 Uhr

SYIM Systemisches Institut Mitte

Das Programm:

  • Begrüßung durch Herta Schindler (10:00 Uhr, STUDIO)
  • Joscha Bongard/Herta Schindler: „Im Antlitz der Zeit – Gesichter im Spiegel der Biografie“. Fotoporträt-Ausstellung (10:15 Uhr, ATELIER)
  • Gertrud Debuschewitz: “Schmuckkästchen will Heimat finden”. PowerPoint-Erzählung (10:30-11:00 Uhr, STUDIO)
  • Joana Lieball: “Als Jüdin die NS-Zeit überlebt – die Urenkelin recherchiert”. Audio-Walk (laufend, DRAUSSEN)
  • Katharina Prünte: „Käthe – Überall ist Fremde“. Lesung der Autorin aus der Romanbiografie (12:15-12:45 Uhr, STUDIO)
  • Stefanie Missbach: „10 Frauen, 10 Fragen und fast 100 Jahre“ – Interviews / Textbuch und Videofilm. (laufend, SALON)
  • Resümee und Abschluss (12:45-13:15 Uhr, STUDIO)

Das Programm bietet Anregungen zum biografischen Arbeiten. In Gesprächen mit den Projektleiterinnen können Fragen nachgegangen werden wie:
WER hat (mit-)gearbeitet? • WIE ist das Thema entstanden? • WAS an Informationen/Details stand zur Verfügung, was wurde recherchiert? • WIESO diese Gestaltungsform? • WESHALB gerade zum damaligen Zeitpunkt? • WARUM hat es Sinn gemacht? Fragen dieser Art führen Sie in die lebendige Breite des biografischen Arbeitens.

Porträtfoto-Ausstellung

„Im Antlitz der Zeit – Gesichter als Spiegel der Biografie“ (Fotograf: Joscha Bongard, Konzept: Herta Schindler)

Die Foto-Ausstellung vereint 26 Porträtfotos von Frauen und Männern im Altersabstand von sieben Jahren. In der Biografiearbeit dient der Sieben-Jahre-Rhythmus als eine mögliche Orientierung für Entwicklungen und Herausforderungen im Lebensverlauf. Menschen im Alter von 0 bis 91 Jahre zeigen sich uns Betrachtenden ungeschminkt und mit offenen und geschlossenen Augen. Wir dürfen schauen. Die Gesichter dieser Babys, Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen bis zu Hochbetagten in aufeinander folgenden Lebensabschnitten ermöglichen die ruhige Betrachtung des menschlichen Antlitzes. In der Begegnung mit ihnen begegnen wir unseren eigenen Entwicklungs-, Reife- und Abschiedsschritten.

Neben den großformatigen Fotos ist auch ein Video zu sehen, in dem die unterschiedlichen Gesichter eines nach dem anderen zur nächsten Altersstufe übergehen.

Die Fotos entstanden 2016 und wurden bereits in Dresden und Kassel gezeigt.

jeannette lebemensch
eberhard lebemensch
Ringe

PowerPoint-Erzählung (ca. 25 Minuten)

Gertrud Debuschewitz (Heilsbronn): „Schmuckkästchen will Heimat finden“

„In der Auseinandersetzung mit meiner Biografie (auch den Brüchen in meinem Leben) und dem möglichen Umgang mit den Vermächtnissen, genauer den Eheringen meiner Ahnen, entdecke ich Ungeahntes. Ein Schmuckkästchen will Heimat finden.“

Interviews / Textbuch und Videofilm (ca. 15 Minuten)

Stefanie Missbach (Unterwössen): „10 Frauen, 10 Fragen und fast 100 Jahre“

In dem Biografieprojekt geht es um unterschiedliche Blickwinkel, persönliche Eindrücke und Erfahrungen, wie sie von Frauen unterschiedlichen Alters erlebt werden. 10 Frauen aus 10 Jahrzehnten wurden unvorbereitet die gleichen Fragen gestellt, die Antworten wurden in einem Buch aufgeschrieben. Das Projekt wird in einem kurzen Film präsentiert.

10 Fragen

Audio-Walk  (Einführung und Audio-Walk mit Kopfhörern; ca. 30 Minuten)

Joana Lieball (Berlin): „Als Jüdin die NS-Zeit überlebt – die Urenkelin recherchiert“

Joana Lieball nimmt uns mit auf den Lebensweg ihrer Urgroßmutter in Berlin während der NS-Zeit: Irma hat als Jüdin den Nationalsozialismus überlebt, im Schutz ihres Ehemanns, eines Nicht-Juden. Im Audiowalk führt uns die Urenkelin in 8 Stationen durch ihr Erleben, ihre Gedanken, ihre Gefühle und Fragen, die bei der Recherche zu ihrer Urgroßmutter auftraten. Neben dem Wunsch, die Frau, die unsichtbar lebte, sichtbar zu machen, stellt sich die Urenkelin die Frage nach ihrer eigenen Identität. Ein Impuls zur Recherche war die emotional berührte Reaktion des Großvaters auf die äußere Ähnlichkeit der Urenkelin mit ihrer Urgroßmutter, seiner Mutter.

Lesung (ca. 30 Minuten)

Katharina Prünte (Köln): „Käthe – Überall ist Fremde“ (Romanbiografie)

Als die Autorin sich mit transgenerationaler Traumaweitergabe beschäftigte, kannte sie ihre eigenen „Macken“, hielt sie aber für nicht weiter besorgniserregend. Erst als sie sich mit der Lebensgeschichte ihrer Großmutter Käthe (1908–1988) beschäftigte bemerkte sie, wie viel diese ihrer Tochter Traudel (1941-2013) von ihrer traumatischen Lebensgeschichte durch ihr Vorleben vermacht hatte, und wie viel Traudel dann wiederum ihrer eigenen Tochter Katharina weitergab. Katharina Prünte hat nun die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Käthe von der Kindheit auf einem bitterarmen Eifler Bauernhof über die aussichtslose Liebesbeziehung mit einem jüdischen Kaufmann aus Görlitz bis hin zur Heirat mit einem brandenburgischen Kaufmann in Neuzelle 1938 aufgeschrieben. Käthe war es damals nicht erlaubt, als Frau ihren eigenen Weg zu gehen. Später brachen die Schrecken des Krieges und die Drangsalierung in der DDR über sie herein. Ihre beiden ältesten Kinder verließen die DDR noch vor dem Mauerbau. Käthe blieb bei ihrem Mann, dessen Gesundheit im Krieg endgültig ruiniert worden war.

(Das Buch „Käthe – Überall ist Fremde“ ist im Mai 2024 erschienen und im Buchhandel erhältlich.)

Buch Katharina Prünte